Hass gegenüber Mandatsträgerinnen und Mandatsträger sowie Rassismus im Alltag waren die Schwerpunkte der zweiten Demokratiekonferenz der Partnerschaft für Demokratie des Kreis Steinfurt, die auf vielfältige Weise bearbeitet wurden. Die Themen stießen auf neugierige Ohren, denn über 150 Personen kamen am 17. August 2023 ins Kreishaus nach Steinfurt. Vor allem Bürgerinnen und Bürger und Vertreterinnen und Vertreter zivilgesellschaftlicher Träger sowie aus Politik und Verwaltung lauschten den Vorträgen der rund dreistündigen Veranstaltung.
Der Abend wurde eingeleitet durch den Landrat Dr. Sommer, welcher über die aktuelle Situation im Kreisgebiet berichtete. Dazu zählte die Aufforderung Haltung zu zeigen, wenn es um intolerantes und diskriminierendes Verhalten jeglicher Art geht. Den thematischen Bogen schlug anschließend der deutsch-finnisch-ungarisch-britische Poetry Slammer Henrik Szánto. Er slammte die Fluchtgeschichte seiner eigenen Familie und auf mitfühlende, aber auchhumoristische Weise wurde deutlich, was Fremdenfeindlichkeit und Rassismus für ihn im Alltag bedeutet.
Diskriminierende Äußerungen erleben immer noch viele Menschen – auch im Kreis Steinfurt. Frau Dr. Babara Herrmann vom KulturForumSteinfurt hat hierzu eine Fotoausstellung mitgebracht, die Zugewanderte aus Steinfurt abbildet. Mittels eines QR-Codes war esmöglich, sich die jeweiligen Fluchtgeschichten durchzulesen. Eine Teilnehmerin dieser Fotoausstellung war die junge Nigerianerin Blessing John Ibanga, die hingegen über positive Erfahrungen im Umgang mit ihrer Herkunft im Kreis Steinfurt berichtete.
Der wohl prominenteste Gast an diesem Abend war Sawsan Chebli. Nicht ohne Grund reisten gemeinsam mit ihr insgesamt vier Personenschützer des Landeskriminalamtes an, denn die Berlinerin mit palästinensischen Wurzeln steht auf der Liste potenziell gefährdeter Personen im gesamten Bundesgebiet. Die ehemalige Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales hat bereits einiges erlebt. Auf emotionale Weise berichtet sie über persönliche Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung. Dabei sind es vor allem Hassnachrichten, Drohungen und Beleidigungen im Netz. Sie hat damit gezeigt, dass Gewalt und Hetze gegenüber Mandatsträgerinnen und Mandatsträgern in Deutschland omnipräsent sind.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete erneut Henrik Szánto, welcher auf kreative Weise die Veranstaltung in einem vor Ort geschriebenen Poetry Slam zusammengefasst hat. Die Message der Veranstaltung wurde dennoch deutlich: antidemokratische Haltungen und Aktionen sind allgegenwärtig und werden auch weiterhin zunehmen. Diese als reell zu betrachten und sich aktiv dagegen zu wehren ist Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger. Dabei unterstützen auch die Fördermittel des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, welche auch im Jahr 2024 zur Verfügung stehen werden.
Wir hören, was uns erschüttert.
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Wir hören, was uns Hoffnung bereitet.
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Wir hören nicht auf.
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